Soziale Gerechtigkeit

Heute hatte ich mal wieder eine Diskussion über die Gerechtigkeit in Deutschland. Mein Gesprächspartner war der Meinung, dass von oben, sprich: von den Besserverdienenden, mehr Geld für die Allgemeinheit kommen müsste, speziell bei der Krankenversicherung.

Das Solidarprinzip ist zwar grundsätzlich etwas, das ich auch vertrete, allerdings habe ich starke Bedenken dagegen, denjenigen, die die größte Wirtschaftsleistung erbringen, immer mehr Kosten aufzubürden, die durch das Mismanagement in der Politik verursacht wurden.

Dabei habe ich mich wieder an die folgende Geschichte erinnert, die mir früher schon gut gefallen hat:

Das Abendessen und das Steuersystem

Zehn Personen nahmen jeden Abend zusammen in einem Restaurant ihr Essen ein. Die Rechnung für alle zusammen belief sich immer auf 100.--. Die zehn teilten die Rechnung immer so auf, wie sie Steuern bezahlen mussten:
Die ersten vier (die Ärmsten) bezahlten nichts
Der Fünfte bezahlte 1.--
Der Sechste bezahlte 3.--
Der Siebte bezahlte 7.--
Der Achte bezahlte 12.--
Der Neunte bezahlte 18.--
Der Zehnte (der Reichste) bezahlte 59.--
Alle waren zufrieden. Eines Abends teilte ihnen der Besitzer des Restaurants mit, dass sie fortan 20.-- weniger bezahlen müssten, da sie so gute Stammkunden seien. Das Abendessen für alle kostete also nur noch 80.--. Die zehn beschlossen, auch weiterhin die Rechnung so unter sich aufzuteilen, wie sie Steuern bezahlten.
Für die ersten vier änderte sich nichts – sie aßen nach wie vor umsonst. Für die anderen resultierte folgendes:
Der Fünfte bezahlte nun auch nichts mehr (100% Einsparung)
Der Sechste bezahlte nun 2.-- anstelle von 3.-- (33% Einsparung)
Der Siebte bezahlte nun 5.-- anstelle von 7.-- (28% Einsparung)
Der Achte bezahlte nun 9.-- anstelle von 12.-- (25% Einsparung)
Der Neunte bezahlte nun 14.-- anstelle von 18.-- (22% Einsparung)
Der Zehnte bezahlte nun 49.-- anstelle von 59.-- (16% Einsparung)
Jeder der sechs kam billiger weg. Aber nach dem Essen begann plötzlich Streit.

„Ich bekomme nur 1.-- von den 20.--, die uns der Wirt als Rabatt gab“ sagte der Sechste und – den Zehnten fixierend: „Der kriegt 10.--!“ „Ja, das stimmt“ sagte der Fünfte – „ich spare auch nur 1.--. Es ist unfair, dass der Zehnte zehnmal mehr einspart als ich!“ „Das stimmt!“ rief der Siebte. „Warum soll der 10.-- zurückbekommen, wenn ich nur 2.-- erhalte – so bekommt der Reiche alles!“ „Ja genau“ riefen die ersten vier miteinander. „Wir bekommen auch nichts!“
Am nächsten Abend kam der Zehnte nicht mehr zum Nachtessen. Die neun assen ohne ihn. Beim Bezahlen bemerkten sie: Sie alle zusammen hatten nicht genug Geld, um auch nur die Hälfte der Rechnung zu bezahlen!
So funktioniert das Steuersystem: Die Leute, die am meisten bezahlen, haben auch am meisten von Vergünstigungen. Aber wenn wir diese Leute zu hoch belasten und sie sogar angreifen, weil sie reich sind, dann kann es passieren, dass sie eines Tages nicht mehr an unserem Tisch sitzen. Denn draussen in der Welt hat es noch viele gute Restaurants, in denen diese Leute Platz nehmen können....

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